Vom Anwender zum Mitwirkenden und darüber hinaus
Posted on 2022-04-25 by
Dieser Blog-Beitrag wurde von Licaon_Kter, einem Mitwirkenden an F-Droid, verfasst. Um die Arbeit von Licaon_Kter und anderen Mitwirkenden zu unterstützen, erwägt bitte eine Spende an F-Droid. Wir schauen, dass wir €1,200 pro Woche bereitstellen, damit Licaon_Kter weiter Vollzeit mitarbeiten kann.
Ein Nutzer
Ich verwende jetzt Free and Open Source Software seit über 20 Jahren. Ich begann mit einem Dual-Boot-System, um GNU/Linux-Distros zu testen und entschied mich für einige Jahre für Slackware. Nachdem WINE immer besser wurde, gab es immer weniger Gründe für Dual-Boot und ich wechselte zu Debian und entfernte die Windows-Partition komplett. Da ich stets 15 oder weniger Minuten von einem mit dem Internet verbundenen PC entfernt war, kümmerte ich mich nicht um Smartphones. Sicher, ich habe eine Handvoll Geräte für die Familie eingerichtet, aber bis ich selbst ein altes Gerät erhielt, war ich völlig unwissend, warum Android frei oder warum iOS gesperrt ist.
Dieses alte eigene Gerät funktionierte ganz gut, aber ich hörte von den XDA-Foren und begann damit mit Custom-ROMs für Android herumzuspielen, mich in Gapps, das Rooten und AFWall+ zu vertiefen und das machte es sonnenklar, wie Google sein Geld für seine „Gratis“-Android-Lizenz zurückerhält.
Auf XDA gab es Erwähnungen von „Alternativen App Stores“, aber die sammelten in der Regel lediglich Apps, indem sie diese aus dem Google Play Store kopierten, so vermied ich das Tracking aber es blieb die ständige Sorge, dass die APKs mit irgendeiner Malware infiziert sein könnten. Dann tauchte F-Droid auf meinem Schirm auf und ich brauchte nur ab und an ein paar Stunden, um diese ca. 1.200 App-Beschreibungen auf der Website zu analysieren und einige interessante Apps zu installieren (KISS launcher, Conversations XMPP client etc).
Wird zum Mitwirkenden
Bis zu F-Droid beteiligte ich mich nicht an FOSS und ich plagte mich nicht mit Mail-Listen herum, vor allem weil ich glaubte, es könnte albern aussehen, dort kleine Probleme zu berichten. F-Droid besitzt eine App-Info und die wiederum enthält Verknüpfungen zur Website der App, dem Quellcode, den Ticketsystemen und mehr. Ich warf einen Blick darauf und sah, dass andere „N00bs“ nichtsdestotrotz berichteten und so fing ich an, dasselbe zu tun.
Meine Teilnahme begann mit einigen einfachen Reklamationen. Wir haben alle
unsere Vorstellungen davon, wie die Dinge sein sollten: kleine Korrekturen
von Rechtschreibfehlern, Übersetzungen in meine Nischensprache
(mittlerweile betreue ich ungefähr ein Dutzend) und sogar einige
schüchterne Code-Änderungen. Und das brachte mich zu F-Droid Data, da die
Apps , die ich nutzte, aktualisiert wurden und ihre Metadaten aktuell
gehalten werden mussten oder unter Umständen der Build aus einem leicht zu
behebenden Grund fehlschlug. Commit für Commit trug ich mehr als 2,500 von
ihnen zusammen! (So werden sie gezählt: git clone
https://gitlab.com/fdroid/fdroiddata;cd fdroiddata;git shortlog -s -n
)
F-Droid Data ist das Lebenselixir von F-Droid. Der Server nutzt es, um Apps herzustellen, der Client und die Website verwenden es, um App-Infos anzuzeigen und die App-Entwickler und Mitwirkenden bearbeiten es bei Bedarf. App-Neuerscheinungen und -Aktualisierungen wiederholen sich in F-Droid und man gelangt zwangsläufig zur Mitarbeit am Client und Server, zumeist als Berichterstatter von Problemen aber auch bei Versuchen diese zu lösen [2].
Damals 2016 hatte ich im Kopf, welche Apps hergestellt werden sollten, welche Probleme sie mitbrachten und hatte immer noch Zeit, sie herzustellen/zu testen/zu korrigieren. Heute enthält F-Droid mehr als 3.800 Apps im Hauptrepository, die entsprechend mehr Aufmerksamkeit erfordern.
Dann kam 2020 …
Schon bevor ich, ungefähr zu Ende des Jahres 2019, die Anzahl meiner Commits zählte, hatte ich den Eindruck, dass ich das besser und nicht einfach in einem Teil meiner dahinschwindenden Freizeit [3] erledigen möchte. In Anbetracht wie sich 2020 entwickelte, wäre es im Nachhinein besser gewesen, es nicht weiter zu verfolgen. Es war für jeden ein wirklich kompliziertes Jahr.
Zu diesem Zeitpunkt erhielt ich über 200 E-Mails pro Tag aus
F-Droid-Projekten und ich brauchte mehr als eine Stunde, allein um sie zu
sortieren, selbst wenn ich es ziemlich offensiv anging. Ich antwortete nur,
wenn ich einen schnellen Rat geben konnte; ich hatte keine Zeit, mich um
jede App und jedes Problem zu kümmern. Ich blieb in Kontakt mit einigen
Mitwirkenden über XMPP und dort wurde ich gebeten, dabei zu helfen
App-Metadaten zu testen und Fehlerkorrekturen umzusetzen. Außerdem versuchte
ich nach jedem großen Buildserver-Zyklus
[4], Zeit zu gewinnen, um nach Apps zu
sehen, deren Build nicht gelang: vielleicht stand die neue Gradle-Version
noch nicht zur Verfügung, vielleicht hatte irgendeine Bereinigung
sed
-Zeilen geändert, wenn es nicht so einfach war, dann werden bestimmte
App-Versionen deaktiviert, und so berichtete ich das an die Entwickler des
Upstreams
[5].
Ich öffnete Markor viele Male bevor ich anfing, irgendetwas zu schreiben, ich meine, was genau sollte ich sagen?
Eine Option für die Zukunft
Zu dieser Zeit feierte F-Droid 10 Jahre seines Bestehens [6] und ich begann damit, meine Gedanken so wie weiter oben aufzuschreiben. Es dauerte Monate den Mut zusammenzunehmen und zu formulieren, was ich sagen wollte, ich fragte herum: „was wenn?“, „wie?“ und „ergibt das Sinn?“. Und ich fand heraus, dass andere F-Droid als Projekt genauso wichtig ansahen wie ich es tue; FSF bat Nutzer auszuwählen, was sie als „High Priority Projects“ [7] bezeichneten, und während der Frühlingskonferenz „LibrePlanet 2021“ zauberte mir das Video „FSF’s High Priority Projects list“ [8] wirklich ein Lächeln ins Gesicht: F-Droid war nicht nur ein Name auf einem Dia sondern die Grundlage vieler weiterer Projekte. Das Jahr 2021 bedeutete auch 20 Jahre mit FSFE und fast 10 Jahre nachdem FSFE die Kampagne „Free Your Android!“ [9] gestartet hatte, die immer noch in guter Erinnerung ist.
F-Droid ist der App Store meiner Wahl. In den Mittelpunkt rückte 2020, sich zum Teil mit menschlicher Freizügigkeit und den Computern zu befassen, die uns dabei helfen, unsere Arbeit zu erledigen, und uns ermöglichen zu spielen, wo immer wir auch sind, was deren Unversehrtheit von herausragender Bedeutung für mich machte. Ich stelle dies hier auf einem Telefon (mit Markor) zusammen, werde nach Feedback über eine von F-Droid bereitgestellte XMPP-App (Conversations) fragen und veröffentliche diesen Beitrag über Git (in Termux) vom selben Gerät. Solange ein anständiges Tastengerät ein Muss für viele Dinge ist, die Leistungsfähigkeit und Annehmlichkeit eines Computers in den eigenen Händen zu halten, ist inzwischen gegeben.
Die Lektüre des Artikels in der NYTimes “Welcome to the YOLO Economy” [10] löste in mir etwas aus, versteht mich nicht falsch, das Bearbeiten von YAML ist jetzt nicht genau eine zu erledigende ‘Du lebst nur einmal’-Sache. Ich wollte helfen, dass F-Droids App-Katalog wächst und gedeiht und dass das Ökosystem überhaupt besser wird. Ich brauchte Zeit, um mich darauf zu fokussieren, was zu tun ist. Der Zeitaufwand, um App-Aufnahmen/Aktualisierungen zu verfolgen und Probleme/Korrekturen zum Abschluss zu bringen, ist ein Vollzeitengagement. Ich arbeite seit den letzten 6 Jahren mit und ich bleibe nun hier für die Langstrecke. Eine Vollzeitbeschäftigung bei F-Droid ist wirklich ein riesiger Vertrauensbeweis für mich und ich brauche jede Unterstützung, die ich kriegen kann, damit dieses Unternehmen Wirklichkeit wird und bleibt.
Erste Schritte
Dezentralisation ist ein Kerngrundsatz von F-Droid. Jede Komponente des Ökosystemssteht als FOSS bereit und kann von allen genutzt werden, um ein eigenes Repo zu pflegen, irgendeine App herzustellen und einen eigenen Android-App-Store zu besitzen, ganz wie sie wollen. Glücklicherweise teilen andere im weltweiten Netz diese Werte. Mit Beginn des letzten Jahres verbündete sich die Filecoin Foundation for the Decentralized Web (FFDW) mit F-Droid, um die „dezentrale Verteilung“ [11] zu verbessern.
Als Teil dieses Zuschusses wurde ich eine Art „ständiger Maintainer“ [12]. Meine Rolle in F-Droid ist weitestgehend unverändert und meine Arbeitsaufgaben bereits etabliert, arbeiten mit F-Droid Data, RFPs und dem Forum. Diese beinhalten:
- Sichtung von Tickets und Merge Requests
- Testung von App-Builds und ein Feedback-Angebot für Entwickler
- Problemberichte, die bei der Verwendung des Servers/der App auftauchen
- Beantwortung von Fragen und Betreuung von Anwendern in den F-Droid-Foren
- Teilnahme an wöchentlichen Entwicklertreffen
- Inspektion der Nachrichtenbeiträge
- Ținerea la zi a traducerii în limba Română!
Es dauerte eine gewisse Zeit, sowohl die Voraussetzungen zu organisieren, bei F-Droid Vollzeit zu arbeiten, als auch das anfängliche Erstaunen zu überwinden, dass die Erledigung dieses Jobs in Vollzeit möglich ist.
Nächste Schritte
„Maintaining“ bedeutet instand halten oder ausüben, weitermachen, Unterstützung gewähren, und es ist etwas, das zelebriert werden sollte. Andere stimmen dem auch zu [13] aber die FFWD-Subvention wird nur einen Teil dieses Jahres abdecken und wenn diese Zuschüsse auslaufen, werde ich mich nach anderen Einnahmequellen umsehen müssen, um in der Lage zu sein, weiterhin die Zeit einzubringen [14], die ich F-Droid widme.
Die F-Droid-Spendenseite [15] zählt alle Möglichkeiten auf, wie man mithelfen kann: sei es in Euro oder Dollar, sei es direkt über Banken oder über digitale Dienste, sei es über Github Sponsors oder dezentrale Kryptowährungen. Und diese können als Einmalspenden oder als regelmäßige Spenden erfolgen. Man sagt „ein Dorf ist nötig“ ( richtig? ), infolgedessen, wenn es einen Willen zur Hilfe gibt, gibt es zahlreiche Mittel und Gelegenheiten sie zu leisten, wie die nahr- und schmackhaften Zutaten/Gaben der Dorfbewohner zur „Steinsuppe“.
Zählt man die wöchentlichen Spenden an F-Droid aus allen Quellen zusammen, erhalten wir ungefähr €460 pro Woche. Um meine Arbeit hier weiter ausführen zu können, wäre das Ziel, sie auf ca. €1.200 pro Woche anzuheben. Wir haben “mit Absicht keine Nutzerkonten“ [16], können also nicht zählen, wie viele von euch F-Droid verwenden, aber aus Gesprächen mit einigen Nutzern und Entwicklern wissen wir, dass es viele da draußen gibt. Wenn Anwender einfach nur ein kleines Bisschen geben würden, wäre das Ziel ganz schnell erreicht.
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Wir freuen uns auch darüber, wenn über F-Droid gesprochen wird, also sprecht von uns im Fediverse, sprecht mit uns in den Foren oder diskutiert mit uns über das Protokoll eurer Wahl.