Unerwünschte Merkmale

Bei der Prüfung, ob Apps aufgenommen werden können, nimmt F-Droid zuallererst den Blickpunkt des Anwenders ein. Beginnen wir mit den strengen Aufnahmekriteren, die auf den Prinzipien freier Software und der Kontrolle durch die Anwender basieren. Es mag einige Dinge geben, die nicht gegen ihre Aufnahme sprechen, die aber viele Anwender trotzdem nicht akzeptieren würden. Für diese Fälle, hat F-Droid eine Reihe von unerwünschten Merkmalen (Anti-Features) definiert. Apps können so mit diesen Anti-Features gekennzeichnet werden, damit Anwender sich klar entscheiden können, ob die App noch tolerabel ist.

Anti-Features sind „Markierungen“ zugeordnet, die Packer zur Kennzeichnung von Apps verwenden können, um vor möglichem unerwünschten Verhalten aus Anwendersicht zu warnen, das häufig den Interessen der Entwickler oder eines Drittanbieters dient. Freie Softwarepakete existieren nicht in einer Blase. Damit eine Stück Software nützlich wird, muss es sich nomalerweise mit irgendeiner anderen Software verflechten. Daher wollen Anwender, die freie Software möchten, auch wissen, ob eine App von irgendwelcher proprietärer Software abhängt oder sie bewirbt. Manchmal gibt es unter den Anti-Features Konzepte, die sich mit Taktiken überlagern, die von Drittanbietern gegen Anwender genutzt werden. F-Droid kennzeichnet immer Anti-Features aus der Sichtweise der Anwender. So könnte beispielsweise NSFW als eine Art Zensurliste gedeutet werden, in unserem Fall liegt der Fokus aber auf dem Anwenderkontext und darauf den Anwendern die Kontrolle zu überlassen.

Sie sehen unsere Anti-Features in Aktion, wenn Sie sich die Details jeder App ansehen, die eine oder mehrere unerwünschte Merkmale enthält, entweder in der F-Droid-App oder auf dieser Website. Die F-Droid-App hält auch Einstellungen bereit, um Apps mit bestimmten Anti-Features auszublenden.

Liste der unerwünschten Merkmale

F-Droid verwendet derzeit diese Liste unerwünschter Merkmale, um von uns vertriebene Apps zu kennzeichnen:

  • Werbung - Reklame
  • Überwachung - überwacht und/oder meldet irgendwohin Aktivitäten, selbst wenn das abschaltbar ist
  • Proprietäre Netzwerkdienste - bewirbt einen proprietären Netzwerkdienst oder benötigt ihn zwingend
  • Proprietäre Erweiterungen - bewirbt andere proprietäre Apps oder Erweiterungen
  • Proprietäre Abhängigkeiten - benötigt eine proprietäre App (z. B. Google Maps, Market) um zu funktionieren
  • NSFW - enthält Inhalte, von denen der Nutzer nicht möchte, dass sie veröffentlicht oder überall sichtbar werden
  • Quellcode nicht frei - bereitgestellter Quellcode ist nicht völlig frei und die davon betroffenen Teile wurden in dieser Version ersetzt oder umgeschrieben
  • Proprietäre Güter - Proprietäres in Dingen, die nicht zum Code gehören (z. B. Bilder, Klänge, Musik, 3D-Modelle oder Videos)
  • Bekannte Schwachstelle - bekannte Sicherheitslücken
  • Untauglicher Algorithmus - zur Signatur wird ein unsicherer Algorithmus verwendet
  • Keine Quelle mehr - der Quellcode ist nicht mehr erhältlich, was Neuveröffentlichungen unmöglich macht

Hier eine vollständige Liste aller Apps auf F-Droid, die unerwünschte Merkmale enthalten.

Werbung

Dieses unerwünschte Merkmal wird auf eine App angewandt, die Werbung enthält.

Beachten Sie, dass die meisten Anwendungen, die Werbung enthalten, keine freie Software sind, weil sie proprietäre Software (z. B. AdMob) enthalten, um die Werbung bereitstellen zu können. Derartige Apps wird man im Repo keinesfalls finden, somit bliebe als einziger Anwendungsfall für dieses unerwünschte Merkmal eine App, die Werbung enthält, ohne dabei proprietäre Software zu verwenden.

Hier die Liste der Apps mit Werbung.

NSFW

Dieses unerwünschte Merkmal wird auf eine App angewandt, die Inhalte enthält, von denen der Anwender nicht möchte, dass sie veröffentlicht oder überall sichtbar werden. Die markierte App kann Nacktheit, Obszönität, Verunglimpfungen, Gewalt, gesteigerte Sexualität, politische Inkorrektheiten oder andere potentiell anstößige Themenbereiche beinhalten. Dies ist insbesondere in Umgebungen wie am Arbeitsplatz, in der Schule oder im religiösen und familiären Umfeld von Bedeutung. Die Bezeichnung stammt von dem Begriff im Internet „Not safe for work - Nicht für den Arbeitsplatz geeignet“.

Hier die Liste der Apps mit NSFW.

Überwachung

Dieses unerwünschte Merkmal wird auf Apps angewandt, die Aktivitäten überwachen und/oder irgendwo hin melden, entweder ohne eine Erlaubnis oder voreingestellt (d. h. eine Möglichkeit, es zu deaktivieren, muss aktiv herausgefunden werden).

Beispiele, worauf dieses unerwünschte Merkmal angewandt werden könnte:

  • Versenden von Absturzberichten ohne Kenntnis oder Erlaubnis
  • Prüfung auf Aktualisierungen ohne Kenntnis oder Erlaubnis

Beispiele, auf die es nicht zutreffen würde - alles gerade Genannte, wenn es sich um Opt-in-Funktionen handelt (d. h., dass man vor Ausführung gefragt wird) und sie standardmäßig deaktiviert sind. Die Aktivierung sollte dann auch eine informierte Zustimmung erfordern, d. h. eine Datenschutzrichtlinie ähnlich der GDPR, und die Erhebung personenbezogener Daten (PII) so weit wie möglich vermeiden.

Beachten Sie, dass Tracking häufig durch Verwendung proprietärer Software umgesetzt wird, z. B. Google Analytics oder Flurry. Apps, die diese proprietären Programmbibliotheken enthalten, findet man nicht im F-Droid-Repo.

Hier eine Liste der Apps mit Überwachung.

Proprietäre Netzwerkdienste

Dieses unerwünschte Merkmal wird auf Anwendungen angewendet, die einen unfreien Netzdienst fördern oder vollständig von ihm abhängen, der nicht oder nicht leicht ersetzt werden kann. Ein Ersatz erfordert Änderungen an der App oder am Service. Dieses unerwünschte Merkmal käme nicht zur Anwendung, wenn es eine einfache Konfigurationsmöglichkeit gäbe, die es möglich macht, die App auf eine laufende Instanz einer alternativen, öffentlich zugänglichen, auf freier Software beruhender Serverlösung umzuleiten.

Hier eine Liste der Apps mit proprietären Netzwerkdiensten.

Proprietäre Erweiterungen

Dieses unerwünschte Merkmal erhalten Apps, die, obwohl selbst freie Software, weitere proprietäre Anwendungen oder Erweiterungen bewerben.

Hier eine Liste der Apps mit proprietären Erweiterungen.

Proprietäre Abhängigkeiten

Dieses unerwünschte Merkmal wird auf Apps angewandt, die von proprietärer Software abhängig sind.

Das bedeutet nicht, dass in der App proprietäre Software enthalten ist, sondern dass sie z. B. von weiterer proprietärer Software abhängt, die bereits auf dem Gerät installiert ist. Ein gängiges Beispiel wäre eine App, die nicht funktioniert oder unbrauchbar ist, wenn nicht Google Maps installiert ist.

Hier eine Liste der Apps mit proprietären Abhängigkeiten.

Quellcode nicht frei

Dieses unerwünschte Merkmal erhalten Apps, deren bereitgestellter Quellcode standardmäßig proprietäre Software in ihren Versionen einschließt.

Das bedeutet nicht, dass die App proprietäre Software enthält. In der Regel wurde der F-Droid-Build irgendwie gepatched, um proprietäre Codebestandteile/Bibliotheken zu entfernen, und/oder bestimmte Funktionen können fehlen. Die App-Beschreibung wird normalerweise genauer Auskunft darüber geben.

Nach unserer Erfahrung ist es so, dass Entwickler, die proprietäre Bibliotheken einschließen, dazu neigen früher oder später weitere nicht-freie Bibliotheken oder andere unerwünschte Merkmale zu integrieren. Häufig wird es unmöglich, die Apps auf F-Droid zu pflegen/aktualisieren. Wenn es eine Alternative gibt, wird empfohlen, Anwendungen mit diesem Merkmal zu meiden, wenn zukünftige Updates für Sie wichtig sind.

Hier eine Liste der Apps deren Quellcode nicht frei ist.

Proprietäre Güter

Dieses unerwünschte Merkmal wird auf Apps angewandt, die proprietäre Güter enthalten und nutzen. Der gebräuchlichste Fall ist, dass Apps Kunst - Bilder, Klänge, Musik usw. - verwenden, die einer Lizenz unterliegt, die eine kommerzielle Nutzung oder die Schaffung abgeleiteter Werke begrenzt (zum Beispiel, jede Creative-Commons-Lizenz mit einer “Non-Commercial” (NC) oder “No Derivatives” (ND) Einschränkung).

Hier eine Liste der Apps mit proprietären Gütern.

Bekannte Schwachstelle

Dieses unerwünschte Merkmal wird auf Apps mit einer bekannten Sicherheitslücke angewandt, die durch einen der Scanner in fdroidserver gefunden wurde.

Hier eine Liste der Apps mit bekannten Schwachstellen.

Untauglicher Algorithmus

Dieses unerwünschte Merkmal wird auf Apps angewandt, die zur Signierung einen Algorithmus verwenden, der als veraltet oder unsicher gilt.

Hier eine Liste der Apps, die mit untauglichen Algorithmen signiert sind.

Keine Quelle mehr

Der Quellcode für diese App ist nicht mehr abrufbar. Entweder wurde die App kommerziell, das Repo wurde aufgelöst oder es wurde an einen Ort umgezogen, der uns derzeit unbekannt ist. Das bedeutet, dass es keine weiteren Updates geben wird, es sei denn, der Quellcode erscheint wieder.

Hier ist eine Liste der Apps ohne Quelle.

Unerwünschte Merkmale melden

Auch wenn die Paket-Maintainer intensiv daran arbeiten, alle unerwünschten Merkmale zu finden und darüber zu informieren, können einige unerkannt bleiben oder sich bei einer App-Aktualisierung einschleichen. Sollten Sie feststellen, dass eine App ein unerwünschtes Merkmal enthält, das F-Droid nicht bekannt ist, melden Sie es bitte. Sie können sie in einer E-Mail an team@f-droid.org übermitteln oder hier gitlab.com/fdroid/fdroiddata/issues ein Ticket eröffnen.

Ursprung der Definition der Anti-Features von F-Droid

Auch die Free Software Foundation (FSF) hat ähnliche Ideen und nennt sie ebenfalls „anti-features“. „Anti-features werden Kunden als Besonderheiten verkauft, sind aber wesentliche oder unvermeidbare Aspekte der Systeme, die nur durch technische Anstrengungen zurückgehalten oder entfernt werden können“. Eine andere Sichtweise auf Anti-Features ist, dass sie „Funktionen sind, die ein Technologieentwickler Anwendern berechnet, um sie nicht einzuschließen“. Die F-Droid-Definition wurde zunächst durch die der FSF inspiriert, über die Jahre hat sich unsere Definition aber zu etwas Anderem weiterentwickelt.